Musikantendorf Hundeshagen

Freibad am Heideberg


Die Badeanstalt in Hundeshagen

aufgezeichnet vom Ortschronisten Gerhard Trunkhan

In den Wintermonaten des Jahres 1926 wurde durch den Vorsitzenden des Turnvereins Mater Albert Koch und den Turnwart Heinrich Windolph der erste Spatenstich für unser Freibad vorgenommen.
Die Veranlassung zum Bau eines Freibades ist von der Jugend des Dorfes ausgegangen.
Die Ausführung und Leitung des Baues übernahm der Turnverein selbst, denn ein großer Teil seiner Mitglieder war in den Wintermonaten zu Hause. Zu dieser Zeit gab es auch schon sehr viele Arbeitslose die beim Bau kräftig mitgeholfen haben.
Zunächst wurden erst größtenteils Erdbewegungen vorgenommen. Man war, da ja der Turnverein mittellos war, darauf bedacht, möglichst billig zu bauen. Man unterließ es daher, die untere Umfassung massiv zu bauen und schon im ersten Jahr zeigten sich Mängel. Die Badeanstalt war nicht dicht. Sie verlor sehr viel Wasser. Die Seiten und der untere Damm mussten daher massiv gebaut werden. Obwohl der Grund und Boden vom Gastwirt Johannes Egert kostenlos zur Verfügung gestellt war, soll der Bau unserer Badeanstalt zur damaligen Zeit 14.000,00 Mark gekostet haben.
Die politische Gemeinde steuerte aus ihrem Haushalt 500,00 Mark für den Bau zu. Auf ein Gesuch des Turnvereins bei der Erfurter Regierung bekam der Turnverein nochmals 400,00 Mark aus Zuschuss.
Es wurde fleißig an der Badeanstalt gearbeitet.
An einem schönen Sommersonntag- Nachmittag konnte die Badeanstalt endlich feierlich eröffnet werden.

In den Tageblättern wurden die umliegenden Orte mit dazu eingeladen. Zur Eröffnung waren sehr viele gekommen. Der damalige Pfarrvikar Rohden hielt die Festrede vom Sprungturm aus. Der Platz in der Badeanstalt sowie vor der Badeanstalt war dicht von Menschen angefüllt. Die Musik spielte zur Eröffnungsveranstaltung volkstümliche Weisen.
Als der offizielle Teil vorbei war, kam nun der Sport auf seine Kosten. Alle Freundes Wassersports tummelten sich im nassen Element nach Herzenslust; alle Schwimmarten wurden vorgeführt und Wasserballspiele wurden ausgetragen. Anschließend war das erste Schwimmfest.

 Eine Zeitungsnotiz berichtet folgendes:

 "Schwimmfest in Hundeshagen "

Das diesjährige Schwimmfest in Hundeshagen, veranstaltet vom Turnverein Hundeshagen, war für den Veranstalter ein voller Erfolg. Schwimmer der Turnvereine Duderstadt, Worbis und der junge Schwimmverein von Leinefelde waren der Einladung gefolgt. Hinter der Musikkapelle zogen die Vereine zur Badeanstalt. Nachdem der Vorsitzende des Turnvereins den zahlreich Erschienen einen herzlichen Willkommensgruß entboten und die Vorzüge des Schwimmens, der Krone aller Leibesübungen in gebührender Weise gefeiert hatte, begannen die Wettkämpfe mit einer 4 mal 50 Meter Bruststaffel. Im ersten Lauf siegte Hundeshagen sicher vor Worbis. Die besseren Zeiten wurden aber im zweiten Lauf erzielt. Der Schwimmverein Leinefelde konnte von Anfang an führend, die Duderstädter klar schlagen.
An den nun folgenden Wasserballspielen nahm das Publikum lebhaften Anteil. Zunächst trafen Worbis und Hundeshagen aufeinander. Die körperlich schwache und unerfahrene Mannschaft aus Worbis musste die Überlegenheit der Hundeshagener anerkennen. In gleichen Abständen wurde der Worbiser Torwart siebenmal geschlagen. Das Hauptspiel bestritten  Duderstadt und Leinefelde welches Leinefelde mit 6 : 0 gewann.

Ein Schauspringen beschloss das Schwimmfest.

Nach der gelungenen Eröffnungsveranstaltung hätte man annehmen können, dass mit dem Bau dieser Badeanstalt ein lang gehegtes Bedürfnis in Erfüllung gegangen ist. Leider kam es wieder anders. Zunächst wurde die Badeanstalt von der Bevölkerung sehr rege in Anspruch genommen. Es wurde ein Plan für Badezeiten erstellt bei dem alle zu ihrem Recht kamen. Sie konnten alle baden, getrennt, Frauen und Mädchen, Männer und Jungen.                    

Wenn die Schuljugend geschlossen als Klasse unter Aufsicht des Lehrers kam, so badete sie kostenlos. Ansonsten war die Eintrittskarte so billig, dass es jedem möglich gemacht wurde, die Badeanstalt fleißig zu besuchen. Der damalige Ortsgeistliche, Pfarrvikar Rohden, war ein großer Freund des Schwimmsports. Er badete meistens Vormittags, wenn die Badeanstalt unbenutzt war. Er lernte das Schwimmen unter Anleitung des damaligen Gendarmen Brodmann. Frau Brodmann musste der Jungfrauencongregation Schwimmunterricht erteilen. Einige Jahre, so lange der Besuch gut war und die Einnahmen kamen, ging alles gut. Somit konnten auch die Schulden abgetragen werden.

Es kam anders.

Der 1. Vorsitzende des Turnvereins Albert Koch zog fort nach Berlin. Der Turnwart Heinrich Windolph zog nach Mühlhausen. Die zwei besten Förderer des Schwimmsportes konnten nicht ersetzt werden. Das Interesse ließ nach und somit auch die Einnahmen. Pfarrvikar Rohden, der bis dahin jeden Tag des Jahres, selbst im Winter gebadet hatte(er musste manchmal erst das Eis aufhacken) badete nicht mehr. Hier sollen auch noch andere Gründe vorgelegen haben. Des weiteren war keine Aufsicht mehr da und die festgesetzten Badezeiten wurden auch nicht mehr eingehalten. Es badeten Männlein und Weiblein munter nebeneinander. Die Schulden wuchsen und es traten sehr vorsichtige aus dem Turnverein aus. Noch schlimmer wurde es als sich 1933 der Turnverein auflöste und die Badeanstalt von der politischen Gemeinde übernommen werden sollte. Diese sträubte sich, da sie die Schulden von ca. 6.000,00 Mark nicht übernehmen wollte. Die Verhandlungen schleppten sich über Jahre hin und sie dann für 600,00 Mark übernommen wurde. Es ging aber alles einem starken Verfall entgegen. Es kümmerte sich niemand mehr um die Badeanstalt. Wohl wurden als Ersatz für die brüchige Bretterumzäunung  1939 für einige hundert Mark Buchen angepflanzt. Sie vertrockneten aber größtenteils.

Als der Krieg 1939 ausbrach wurden die Bretter der Schuppen gestohlen um Kaninchenställe daraus zu bauen. Die Badeanstalt bot ein Bild der Zerstörung, des Mutwillens. Alles was erreichbar war schwamm auf dem Wasser herum. Es fehlte die starke Hand von der politischen Gemeinde hier Ordnung zu schaffen und Ordnung zu halten. Man wird wohl weiter recht und schlecht gebadet haben; aber nachweislich ist in der Chronik erst ab 1956 wieder etwas über unsere Badeanstalt geschrieben.

Badeanstalt nun wieder benutzbar

(Artikel vom 30.05.1956)
Obwohl die zuständige Kreiskommission im vergangenen Frühjahr nur feststellen konnte, dass die Hundeshagener Badeanstalt bei der Jugendherberge " Herta Lindner "höchstwahrscheinlich in diesem Jahre nicht mehr für die Badelustigen nutzbar wäre, hat sich der Rat der Gemeinde nicht durch Schwierigkeiten entmutigen lassen, sondern ist daran gegangen, dass gesamte Bett der Badeanstalt völlig zu entschlammen, hat eine ordnungsgemäße, massive Uferbefestigung vorgenommen, die Nichtschwimmer-Abteilung mit einem festen Untergrund versehen und die Beckentiefe am Sprungturm bis auf nahezu 4,50 Meter ausgehöhlt. Selbstverständlich ist auch für eine saubere Umzäunung gesorgt worden, so das nunmehr die Kreiskommission den Badebetrieb in Hundeshagen freigeben konnte, und die etwa 360 Jugendlichen, die während der Monate Juli/August aus dem Braunkohlenkombinat Lauchhammer kommend ihre Sommerferien in Hundeshagen verbringen werden, dürften, ebenso wie die Hundeshagener selbst, dem Rat der  Gemeinde für die bewiesene Initiative, den Wasserratten volle Entfaltungsmöglichkeit zu geben, dankbar sein. In der Perspektive aber wird diese Badeanstalt höchstwahrscheinlich im kommenden Jahr auch eine 50 Meter Schwimmbahn erhalten, die künftige Schwimmwettkämpfe zulassen wird.
Ende des Artikels

In zwei weiteren Artikeln des Jahres 1958 steht geschrieben, dass für die Erweiterung und Uferbefestigung der Badeanstalt in Hundeshagen 5.000,00 Mark im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes der Gemeinde zur Verfügung gestellt wurden. Des weiteren wurde im Jahre 1958 mit dem Bau der Umkleideräume begonnen. Am 09.08.1958 steht eine 50 Meter Wettkampfbahn zur Verfügung.

Bei einer Begehung durch den Rat des Kreises Worbis am 07.02.1964 entstand folgendes Protokoll:

"Dieses Bad hat eine Wasserfläche von 50 x 20 Meter und eine Tiefe von 3,40 Meter/1 Meter. Dieses Bad gilt als eines der idyllischgelegensten. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Jugendherberge und ein wettkampf- fähiger Sportplatz. Leider kann dieses Bad in diesem Jahr nicht eröffnet werden, da das Becken kein Wasser hält und die Zufuhr von genügend Frischwasser nicht gesichert ist. Der Grund hierfür ist im folgenden zu sehen:
Als Baumaterial für das Becken wurden Kalksteine verwand, die an und für sich wasserdurchlässig sind. Hinzu kommt, dass zwischen den einzelnen Schichten die Fugen ausgewaschen sind. Obwohl im Jahre 1963 Dichtungs- arbeiten am Becken vorgenommen wurden, ist der oben geschilderte Zustand eingetreten. Bei der am 07.02.1964 durchgeführten Überprüfung wurde der Rat der Gemeinde Hundeshagen und das Referat Wirtschaft beim Rat des Kreises Worbis von der eventuellen Nichtöffnung des Bades in Kenntnis gesetzt. Um dieses Bad für die Zukunft funktionsmäßig zu machen, schlägt die Kommission folgendes vor:
Die Innenwände des Beckens mit einer 30 cm starken Betonwand zu versehen.

Der Rat der Gemeinde Hundeshagen hat sich daraufhin mit der PGH Bau Berlingerode in Verbindung gesetzt mit der Bitte, die Projektierung vorzunehmen. Der Kostenvoranschlag sieht eine Bausumme von 33 TDM vor. Bei einer Versammlung in Hundeshagen hat der Vorsitzende des Rat des Kreises, Genosse Scheinpflug, sich dahingehend geäußert, eventuell aus Mitteln des Kreishaushaltes die geplante Bausumme zur Verfügung zu stellen, wenn gesichert ist, durch die Erschließung neuer Quellen die Versorgung des Bades mit Frischwasser ausreichend garantiert, sowie ein Untersuchungs-
ergebnis des Wassers vorliegt. Mit der  Vorbereitung dieser Angelegenheit wurde vom Rat des Kreises Kollege Schwedhelm (war damals Beauftragter für die Gemeinde Hundeshagen)beauftragt". Dieses ist dann auch geschehen. Es wurde ein Brunnen oberhalb des Bades gebohrt, der jedoch nicht die erforderliche Wassermenge brachte und man weiterhin mit dem Quellwasser aus der Hütte auskommen musste. Durch die ZEW- Waldwirtschaft der Gemeinde wurden im Jahre 1975 10 TM  für das Freibad zur Verfügung gestellt. Davon wurde eine Lautsprecheranlage und ein Rasenmäher gekauft. Des weiteren wurden die Umkleideräume mit Linolium ausgelegt und 50 Liegestühle angeschafft.

Im Laufe der Jahre sind dann viele Werterhaltungsmaßnahmen durchgeführt worden und das Umfeld wurde verbessert. Regelmäßig wurden Malerarbeiten und Pflegearbeiten durchgeführt. Die Gemeinde Hundeshagen kann sich auf der einen Seite über das Freibad freuen, auf der anderen Seite bereitet es aber auch der Gemeinde große finanzielle Sorgen. Die Unterhaltungs- und Personalkosten sind für eine Gemeinde sehr hoch.

Allein für das Füllen des Freibades mit dem erforderlichen Trinkwasser kostet der Gemeinde jährlich ca.13 TDM. Ab 1997 wird es der doppelte Preis sein, da die Gemeinden, welche Freibäder in unserer Verwaltungsgemeinschaft haben keine, Ermäßigung ( bisher 50%) mehr bekommen. Chemikalien sind für ein Freibad auch von großer Wichtigkeit. Hier muss man in der Badesaison mit ca. 4,5 TDM rechnen. Dagegen liegen die sehr geringen Einnahmen mit 3,5 TDM (1996). Trotz der sehr hohen Belastungen für den Finanzhaushalt unserer Gemeinde sind wir bemüht, dass Freibad " Am Heideberg " zu halten und es weiterhin den badelustigen aus Nah und Fern zur Verfügung zustellen.

Gesagt und auch getan.

Der Gemeinderat der Gemeinde hat entschieden, dass Freibad komplett zu sanieren. Das Freibad wurde mit Folie abgedichtet, eine Überlaufrinne wurde angebracht und eine Umwälzanlage eingebaut. Dadurch konnten erhebliche Kosten bei Füllung des Freibades mit Wasser und bei der Vorhaltung von dementsprechenden Chemikalien eingespart werden.

Das Bad, das vormals 20 X 50 Meter war und an der tiefsten Stelle 2,50 Meter aufwies, ist nun noch 17 X 48 Meter und an der tiefsten Stelle 2,00 Meter. Unter anderem wurde eine Kalksteinschüttung von 700 Tonnen eingebracht, eines Asphaltfläche geschaffen und Styroporsteine gesetzt.      Insgesamt wurden für die Sanierung rund 128 Tausend EURO ausgegeben.

Unterstützung  bei der Realisierung gab es von privaten Spenden sowie vom Zementwerk in Deuna.

Es ist ein sehr schönes Freibad geworden und in der Badesaison immer zu empfehlen.